Stoppt die Abschiebung afghanischer Schüler!

Interview mit den Gründern einer Petition gegen die Abschiebung afghanischer Schüler.

Aus der vierten Ausgabe der Waldorfschroniken.

Sommer 2015. Nach langer Flucht haben es zehn junge Afghanen geschafft nach Deutschland zu fliehen. In Afghanistan lebten sie in kleinen Dörfern, hatten eine Arbeit, eine Familie, ein Zuhause. Hier haben sie – nichts. In Afghanistan lebten sie „in Ruhe und Frieden“ bis die Taliban in ihre Dörfer kamen, Essen und Unterkunft forderten und schließlich auch die Söhne der Familie. Wer sich wiedersetzte wurde bedroht und gefoltert. Tagelange Bombardements ihrer Dörfer, Entführungen und die Unfähigkeit des afghanischen Staates ließen ihnen keine andere Wahl.

 

Sie alle vereint zwei Dinge: Ihre Flucht - und eine gemeinsame Schule. Auf der Freien Waldorfschule Cottbus lebten sie sich ein - bis Ende Februar 2017 drei von ihnen ein Abschiebebescheid erreichte. Das hieß: zurück in ein Land, für das im Oktober 2016 vom Auswärtigen Amt eine akute Reisewarnung ausgesprochen wurde. Zurück in ein Land, das zur selben Zeit als sicheres Herkunftsland für Geflüchtete eingestuft wurde. Zurück in ein Land in dem von einem sicheren Leben keine Rede sein konnte.

 

Aber: „Es kann nicht sein, dass für uns eine akute offizielle Reisewarnung besteht, aber unsere Mitschüler in dieses absolut unsichere Land, abgeschoben werden.“, meinen die Klassenkameraden an der Freien Waldorfschule Landsberg. Und starteten ein Online-Petition gegen die Abschiebung ihrer Mitschüler. Ihre Petition ist unter anderem an Thomas de Maizière und de Ausländerbehörde Brandenburg gerichtet, hat mittlerweile knapp 75.000 Unterstützer und viel Aufsehen erregt.



Ein Interview.

Mit Vincent Rau und David Lay, Oberstufenschülern an der Freien Waldorfschule Cottbus und Mitbegründer der Petition.


Waldorfchroniken: Was genau ist geschehen?
Vincent & David: Im Februar 2017 kamen die ersten bschiebebescheide für unsere Afghanen. Die gesamte Oberstufufengemeinschaft unserer Schule setzte sich daraufhin zusammen und Beratschlagte was zu tun ist. Wir sammelten Ideen und gründeten Arbeitsgruppen. Die Ideen waren: Benefizkonzert für Anwaltskosten, Onlinepetition auf Change.org, in die Politik gehen & Medien kontaktieren.

 

Wie ist die Petition zustande gekommen?
Im Rahmen der Ideensammlung kam es auch zur Idee eine Petition zu Starten. Das wir eingreifen müssen war uns allen klar, da wir unsere afghanischen Mitschüler nicht im Stich lassen können und nicht einfach zusehen wollen wie sie in ein unsicheres Land Abgeschoben werden.


Habt ihr schon erreicht, was ihr wolltet?
Wir haben zwar noch nicht den großen Erfolg, nämlich: Das Bleiberecht für alle, aber schon viele kleinere Erfolge auf dem Weg dorthin. Zum Beispiel Aufschub der Abschiebungen durch Klagen und ein großes Medienfeedback.

 

Was sagen die angesprochenen Stellen?
Der Sprecher der Stadt Cottbus sagte, das das Einzelschicksal zwar Bedauerlich sei, man aber das geltendes Recht durchsetzen müsse. Und das BAMF sagt, dass man die Wahrheit der geschilderten Fluchtgeschichten nicht nachweisen kann.

 

Was habt ihr für Rückmeldungen erhalten? Positiv wie negativ.
 Wir haben viel positives Feedback auf unsere Aktion erhalten, aber natürlich auch so manches negatives, besonders unter Medienbeiträgen über uns im Netz. Es wurden auch Mails an die Schule geschickt, mit zum Teil unschönen Inhalten.

 

Vielen Dank für das Interview!

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